Willkommen Claus Allendorf
Bad Hersfeld, Garten
Bad Hersfeld
"Vitaliskreuz"
im Museum (Vitaliskreuz)
Ein unwürdiges Schauspiel hatte die Stiftkirche in der Vitalisnacht, am 28. April 1378 erlebt. In den Anlagen vor den Mauern des Stiftsbezirks erinnert ein Denkmal an jene dunkelste Zeit in Hersfelds Geschichte. Mit dem Aufblühen der Stadt, die schon über hundert Jahre als freie Reichsstadt anerkannt war, wuchs ihr Streben nach Unabhängigkeit vom Stift. Die Herren der Abtei wiederum, mit dem Zerbröckeln der Reichsmacht und der Verselbstständigung von Städten und Klöstern, die ihnen früher zehnpflichtig waren, um vieles ärmer geworden, versuchten, ihre alten Recht und Einkünfte wenigstens in der unmittelbaren Nachbarschaft zu sichern. Nach Jahre währendem Kleinkrieg zwischen Stift und Stadt wollte Abt Berthold von Völkershausen (1367-1387) Hersfeld durch einen Gewaltstreich nehmen. Im Bunde mit einer beutelüsternen Ritterschaft, die auf dies Abenteuer nur zu gern einging, plante er einen heimtückischen Überfall auf die Stadt. Am Tag der Bürgermeister und Schöffenwahl, der festlich begangen zu werden pflegte, veranstaltete der Abt für Stadtväter und die angesehensten Bürger auf seine Kosten ein Gelage, das jeden Argwohn bannen sollte. In der Nacht, wenn der Wein seine Wirkung getan hatte, sollte dann sieben Verschworene, die im Haus des Stiftdechanten versteckt waren, dem Haufen der Ritter die Stadttore von innen öffnen. Einer der Beteiligten aber, Simon von Haune ("Simon von Haune" und "Vitalisstraße" vor den Anlagen am Vitaliskreuz) hielt es für unter seiner Ritterehre, eine ahnungslose Stadt hinterrücks zu überfallen, und sagte Hersfeld, ohne dass es der Abt erfuhr, durch dem Wächter am Peterstor abgegebenen Brief die Fehde an. Hersfeld war gewarnt und traf Vorkehrungen. die sieben im Haus des Dechanten versteckten Verschwören wurden gefunden (darunter ein Sohn des Abtes), auf den Markt geschleift und summarischem Schnellgericht enthauptet. Als der Heerhaufen der Ritter nach Mitternacht vor verschlossene Tore kam und Eberhard von Engern prahlend zum Sturm auf die Mauern ansetzte, fiel er mit durchbohrtem Helm tot zurück. Das war das Signal zum Gegenschlag. Ein Hagel von Steinen und Geschlossen überschüttete die Angreifer, und als sie zurückwichen, brachen die Hersfelder aus den Toren und schlugen die Verbündeten des Abtes in die Flucht. In ihrem Siegesrausch drangen sie danach in den Stiftsbezirk ein und kühlten ihren Rachedurst. Drei Jahre währte noch ein rücksichtsloser Kampf zwischen Stift und Stadt, bei dem man hier wie dort vor keinem Verbrechen zurückschreckte. Endlich kam im Juli 1381 ein Sühnevertrag zustande, in dem beide Parteien, des unseligen Zustands müde, auf jeden Schadenersatz verzichteten und einander ihre Rechte und Freiheiten zu sicherten.