Willkommen Claus Allendorf
Bad Hersfeld, Garten
Bad Hersfeld
"Firmengeschichte"
Seilerwarenfabrikant August Gottlieb

August Gottlieb * 02.12.1842 in Wadkappel - t 13.06.1903 in Wiesbaden.
Ein Blinder erlernt ein Handwerk und entwickelt die mühevolle Handarbeit durch geniale Erfindungen zur industriellen Produktion. Fast mittellos, nur auf sich selbst gestellt, aber mit hervorragenden geistigen Gaben ausgestattet und von unbeugsamen Erfolgsstreben beseelt, überwindet er alle körperlichen Widrigkeiten und geschäftlichen Rückschlage und hinterlässt bei seinen frühen Tod nicht nur ein großes Vermögen, sondern auch ein prosperierende Fabrik, die hundert Menschen Arbeit und Brot gibt. Das ist der außergewöhnliche Lebensweg des Seilerwaren Fabrikanten August Gottlieb.
Der Vierjährige verlor, an Scharlach erkrankt, das Augenlicht. In seinem 10. Lebensjahr traf die Eltern ein weiterer Schicksalsschlag. Bei einem Großbrand in Waldkappel wurde auch ihr Haus vernichtet. Der Vater verzog nach Hersfeld und errichtete hier eine kleine Maschinenfabrik. August Gottlieb besuchte die Blindenanstalten in Soest und Friedberg, wo er das Seilerhandwerk erlernte. 1862 begann er hinter dem Haus seines Vaters mit der Herstellung von Bindfäden, Leitseilen und anderen Seilwaren. Ein fast blinder geselle, den er aus Friedberg mitgebracht hatte und ein Schuljunge, der das große Seilerrad bediente, waren seine Mitarbeiter. Die qualitativ hochwertige Arbeit fand guten Absatz, sogar die Postverwaltung gehörte zu den Kunden des kleinen Betriebs.
Der witterungsabhängige offene Seilerpfad wurde, trotz finanzieller Schwierigkeit, schon bald durch eine gedeckte, 300m lange Seilerbahn am Roten Graben, dem heutigen Seilerweg, ersetzt. Gottlieb begnügte sich nicht mit dem Erreichten. Der rastlose blinde Meister, ein genialer Mechaniker, entwarf Hilfsmaschinen, die in der Fabrik seines Vaters gebaut wurden.
Gottliebs Lehrer in Friedberg, der Direktor der Blindenanstalt, betreute seine Zöglinge auch noch nach der Entlassung. Er hat Gottlieb wiederholt besucht. Einige seine Aufzeichnungen seien hier wiedergegeben, spiegeln sie doch die Bewunderung eines Zeitgenossen wieder, der besonders berufen war, die überragende Leistung seines Schülers objektiv zu würdigen:

Maschinenfabrikant Benno Schilde

Benno Schilde wurde am 06. April 1849 in Rochlitz, Sachsen geboren. Nach der Lehrzeit als Maschinenschlosser, Wanderschaft und Gesellenzeit in einer Chemnitzer Werkzeugmaschinenfabrik ließ Benno Schilde sich als 25-Jähriger im Jahr 1874 in die Handwerksrolle als Maschinenbauer in Hersfeld eintragen. 1874 heiratete er Wilhelmine Demme, die in seiner Firma mitarbeitete. Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor. Nach schweren Anfangsjahren erreichte er durch stetiges Streben den Aufstieg zum Fabrikanten. Die Persönlichkeit von Benno Schilde war geprägt durch handwerkliches Können, innovative Denkweise und Erfindungsgabe. 1885 nannte er seinen Betrieb mit zwanzig Beschäftigten "Benno Schilde – Maschinenfabrik und Apparatebauanstalt, Hersfeld". Im Jahr 1900 trat der älteste Sohn Paul Schilde in die Firma ein. In den Jahren 1904 (170 Mitarbeiter) bis 1908 (262 Mitarbeiter) sind die heute unter Denkmalschutz stehenden Fabrikations- und Bürogebäude entstanden. Sein wirtschaftlicher Weitblick erkannte die Perspektive für die Spezialisierung auf Luft- und wärmetechnische Erzeugnisse wie Ventilatoren und Trocknungsanlagen, die später zu den Spitzenerzeugnissen der Branche zählten. Benno Schilde hinterließ ein Lebenswerk, das sich später als Schilde AG, Bad Hersfeld, zu einem weltweit operierenden Unternehmen auf dem Gebiet der Trocknungstechnik entwickelte Die Gründung des Unternehmens geht auf das Jahr 1874 zurück. Bereits 1885 hatte di Benno Schilde Maschinenfabrik und Apparatebauanstalt 20 Mitarbeiter. 1900, nun bereits mit 70 Mitarbeitern, erfolgte der Übergang von handwerklicher zur industrieller Produktionsweise. Gefertigt wurden Ventilatoren in Stahlblechausführung, Lufterhitzer und Luft- und wärmetechnische Anlagen. Mit dem Bau großer Bürogebäude und Fabrikationshallen 1908 und 1913 erreichte das Unternehmen eine Mitarbeiterzahl von 250 und einen Jahresumsatz von 2 Millionen Reichsmark, die gut zur Hälfte aus dem Exportgeschäft resultierten. Es wurde mit der Fertigung von Trocknern für verschiedene Industriezweige begonnen. Kurz vor dem Tod des Firmengründer Benno Schilde 1911 wurde das Unternehmen in eine Familien GmbH umgewandelt, drei Jahre später wurde mit dem Bau von Hilfsmaschinen für die Dörrgemüse-Industrie begonnen. Die Mitarbeiterzahl wuchs auf 600. 1922 wurde abermals die Gesellschaftsform geändert; das Unternehmen firmierte nun als Benno Schilde Maschinenbau Aktiengesellschaft. Gestorben am 22. Oktober 1911 in Hersfeld.

In der August-Gottlieb-Straße ca. 1890. Wohnhaus von Benno Schilde und Fabrikhallen der Firma Schilde.

Benno Schilde Maschinenfabrik
Benno Schilde Infotafel
Benno Schilde Platz
Grabstätte Benno Schilde
Tuchfabrikant Fritz Rechberg

Fritz Rechberg * 29.02.1868 in Bad Hersfeld - t 17.11.1939 in Bad Hersfeld.
Der Hersfelder Fritz Rechberg stammte aus einer alten Tuchmacherfamilie der Stadt und übernahm 1887 von seinem Vater Adam die Tuchfabrik „Adam Rechberg“ in der Hainstraße. In den Folgejahren baute er dieses Werk zielbewusst zu einer der größten Tuchfabriken in Deutschland aus und wurde 1913 Kommerzienrat. Schließlich schuf er mit dem befreundeten Tuchfabrikanten Ludwig Braun durch Zusammenlegung beider Betriebe in den 1920ern die „Mitteldeutsche Verkaufsgesellschaft“, die aber 1938 durch nationalsozialistische Gesetze wieder getrennt wurde.
Darüber hinaus beteiligte sich Rechberg am Abbau der Kalisalze an der Werra. So gehörte er 1910 dem Aufsichtsrat des deutschen Kalisyndikats an und war weit über die nationalen Grenzen hinaus ein angesehener Verhandlungspartner.
Als 1926 die Hersfelder Maschinenfabrik „Schilde AG“ des verstorbenen Benno Schilde nach der Inflation 1923 notleidend geworden war, rettete Rechberg sie durch Übernahme eines großen Teils des Aktienkapitals vor dem Zusammenbruch.
Daneben setzte er sich ebenfalls für eine Verbesserung der Lebenssituation seiner Arbeiter ein, wobei er mit dem SPD-Politiker Michael Schnabrich, aber auch wieder mit Ludwig Braun zusammenarbeitete. So entstanden unter Rechbergs Regie 1921 und 1935 Siedlungen mit 46 Häusern für Betriebsangehörige.
Schließlich war er auch ein Honoratioren der Stadt, indem er etwa 1925 die Aufstellung einer Bronzefigur seines Bruders Arnold Rechberg als Kriegerdenkmal förderte. Zudem war die Entwicklung Hersfelds zum Badeort mit sein Verdienst.
Zu seinem 70. Geburtstag, im Jahr 1938, sollte er Ehrenbürger der Stadt Hersfeld werden. Da er wohl auch in nationalsozialistischer Zeit eine aufrechte und kritische Haltung gegenüber den Vorgängen behielt, wurde der Stadt die Ehrung nicht genehmigt. Aufgrund seiner Verdienste für die Stadt, wurde später eine Straße am Tageberg nach ihm benannt. Hier stehen auch die Häuser die er 1921 bauen ließ.

Tuchfabrikant
Fritz Rechberg
Luftaufnahme
Fritz Rechberg
Grabstätte
Adam Rechberg
Grabstätte
Fritz Rechberg
Tuchfabrikant
um 1936
Tuchfabrikant Georg Braun

Georg Braun * 24.12.1807 - t 12.01.1884.
1840 erwarb Georg Braun einige Webstühle und wandte sich damit wieder der alten Familientradition zu. Als er 1884 starb, stand er an der Spitze der Hersfelder Textilindustrie.
Im alten Färberhaus in Hersfeld betrieb er 26 Handstühle, in seiner Fabrik in Eitra hatte er 1871 seine erste Dampfmaschine aufgestellt und in Sieglos befand sich die Färberei, Walkerei und Rauherei. Sein Sohn Eduard Braun erwarb 1878 die sogenannte Assoziation, eine von mehreren Tuchmachern gegründete genossenschaftliche Tuchfabrik am Peterstore entlang der Bahngleise, um dort alle Produktionszweige zusammenzuführen. 1911 beschäftigte die Tuchfabrik Georg Braun 340 Mitarbeiter.
Eine Spezialität der Hersfelder Tuchfabriken war das Herstellen von Uniformtuchen. Heeresverwaltungen und Behörden, vor allem Bahn und Post, gehörten deshalb zu den wichtigsten Kunden. Als nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg die Stärke des deutschen Heeres gemäß Versailler Friedensvertrag auf 100.000 Mann begrenzt wurde, ging die Nachfrage nach Uniformen und somit auch nach Tuchen schlagartig zurück. Mühsam musste nach neuen Absatzgebieten im zivilen Bereich gesucht werden. Statt einiger großer Kunden gab es nun viele kleine Kunden mit speziellen Wünschen, was die Produktion verteuerte. Dies verbunden mit der zunehmenden Konkurrenz veranlasste die beiden größten Hersfelder Tuchfabriken, Braun, sich zur Mitteldeutschen Verkaufsgesellschaft mbH zusammenzuschließen. Vor dem Ersten Weltkrieg hatten beide Unternehmen eine Interessengemeinschaft gebildet, der sich nach und nach andere Tuchfabriken angeschlossen hatten. War es damals aber nur um den gemein- samen Einkauf der Rohmaterialien gegangen, so ging die neuerliche Verbindung weiter.
Sie beinhaltete eine kapitalmäßige Verflechtung und eine Zusammenlegung beziehungs- weise Stilllegung von Produktionseinheiten. 1937, inzwischen hatten Uniformen wieder Konjunktur, trennte man sich wieder. Beide Unternehmen wurden in Kommanditgesell- schaften umgewandelt und wieder zu Volltuchfabriken mit jeweils eigener Färberei, Appretur und Wollwäscherei ausgebaut. Der Beginn des Niedergangs Nach dem Zweiten Weltkrieg stand die Hersfelder Tuchindustrie vor den gleichen Problemen wie 1918. Bis zur Wiederbewaffnung der Bundeswehr 1956 entfielen die Militäraufträge für Uniformstoffe; Bundespost und - bahn konnten diesen Ausfall nicht ausgleichen. Zudem wurde der internationale Konkurrenzkampf immer schärfer. Vor allem Gewebe aus Italien überschwemmten den deutschen Markt. Sie setzten die deutschen Produzenten gleich von zwei Seiten unter Druck. Entweder handelte es sich bei den Importen um mindere Qualität mit unschlagbaren Preisvorteilen, oder um hochpreisige Ware, die der deutschen Qualitätsware wegen ihrer modischen Dessinierung und Farbgebung vorgezogen wurde. Konkurrenz kam auch aus der DDR, deren Staatsbetriebe aus Gründen der Devisenbeschaffung Tuche unter Gestehungspreisen ausführten. Das führte sogar so weit, dass die Bundeswehr Aufträge an DDR-Betriebe vergab. Langfristige Modetrends, die in den 1950er-Jahre begannen, wie die Jeans-Welle oder die zunehmende Verwendung von Baum- woll- und Baumwollmischgewebe bei der Winterbekleidung, verschärften die Krise zusätzlich. Als Symptom dieser Krise können die beiden mehrwöchigen Streiks in den Jahren 1955 und 1958 betrachtet werden. Streiks hatte die Hersfelder Tuchindustrie bislang nicht gekannt. Nun aber kam es zu Aussperrungen und heftigen Auseinandersetzungen zwischen Streikenden und Arbeitswilligen, zu Gewalttätigkeiten, Polizeieinsätzen und Verhaftungen. Die Krise der Tuchindustrie betraf die gesamte Branche in der Bundesrepublik, doch in Bad Hersfeld zeigten sich die Auswirkungen zuerst:
Am 10. Juni 1962 musste die Tuchfabrik Georg Braun Insolvenz anmelden. Alle Bemühungen des Insolvenzverwalters, den Betrieb mit seinen 520 Arbeitsplätzen zu erhalten, scheiterten. Braun war das erste Unternehmen dieser Größenordnung in der Textilbranche, das schließen musste.

Tuchfabrik
Georg Braun AG
Luftaufnahme
Georg Braun AG
Grabstein
Georg Braun
familieneigenen Haus
„Blauen Haus“ am Klaustor

Ludwig Braun
Tuchfabrikant, Firmenchronist * 1883 Hersfeld - † 1958 Bad Hersfeld
Als Enkel des Gründers der Tuchfabrik Georg Braun musste Ludwig Braun (1883-1958) in jungen Jahren im Jahr 1903 von seien Vater Eduard Braun das große Erbe übernehmen. Teile der Tuchfertigung waren Ende des 19. Jahrhunderts von seinem Vater aus der Klausstraße in die so genannte Assoziation in der Landeckerstraße verlegt worden. Auch hier wurde es bald zu eng, so dass Ludwig Braun mit dem weiteren Ausbau der Fabrik östlich der Landeckerstraße begann, der 1912 beendet wurde. Heute stehen noch denkmalsgeschützt, die ehemalige Spinnerei und Weberei, während westlich die Bauten der Verwaltung, der Appretur (Assoziation) und des Maschinenhauses noch erhalten sind. In dieser Tuchfabrik wurde Tuche für Damen und Herrenoberbekleidung, sowie für Uniform gefertigt. Man nannte einen solchen Betrieb, in dem Rohstoff Wolle bis zum fertigen Tuch alle Arbeiten wieWollsortieren, Waschen, Färben, Spinnen, Weben und Appretieren unter einem Dach verrichten wurde, Volltuchfabrik. die Braun'sche Fabrik war etwas kleiner als die Rechberg'sche, gehörte aber trotzdem zu den größten in Deutschland. In guten Zeiten nach dem II. Weltkrieg wurden mehr als 700 Mitarbeiter beschäftigt. 1962 musste dieser Betrieb seine Tore nach über 120 Jahren schließen.

Ludwig Braun "Lebenslauf"

1883: Geburt im familieneigenen „Blauen Haus“ am Hersfelder Klaustor
um 1889/90: Einschulung daraufhin Erlernen des Tuchmacherhandwerks im Familienbetrieb („Blauen Haus“) schließlich Studium in Aachen, Sammeln von Wissen über Färberei und Appretur sowie Studium der Gepflogenheiten des nationalen und internationalen Wollhandels dazwischen noch Ableistung eines einjährig-freiwilligen Militärdienstes
1905: Nach dem frühen Tod seines Vaters Eduard wurde Ludwig Inhaber der familiären Tuchfabrik mit zwei Teilhabern (Mutter Eva und Vetter Georg Friedrich Braun). Von Anfang an bemühte sich Ludwig Braun auch um eine wachsende Zusammenarbeit mit der bedeutenden Hersfelder Volltuchfabrik „A. Rechberg“ seines Freundes Fritz Rechberg, um gemeinsam besser auf dem Weltmarkt bestehen zu können.
1907: Dabei richteten sie zunächst gemeinsam eine Einkaufsorganisation ein, mit der man die Kapwollen ohne Zwischenhandel billiger direkt in Südafrika einkaufen konnte. So entstand eine Interessengemeinschaft, die besonders im gemeinsamen Einkauf von Materialien und Rohwolle hervortrat und über den Tod Rechbergs 1939 hinaus existierte.
1907 und 1909: Wiederholte Wahl Ludwig Brauns zum Hersfelder Stadtverordneten
1909-1912: Aufgrund des raschen Wachstums der Firma „Georg Braun“ herrschte Platzmangel, so dass Braun östlich der Landeckerstraße weitere Fabrikgebäude in modernster Art nach Entwürfen des Leipziger Architekten Paul Ranft errichten ließ.
Oktober 1920: Zusammenschluss der beiden Tuchfabriken nach einer Krise im Zuge der Niederlage im Ersten Weltkrieg zur „Mitteldeutschen Verkaufsgesellschaft m.b.H.“ (Anteile: Rechberg 60 und Braun 40 ) Wegen der Kapitalverflechtung ging die gegenseitige Beteiligung weit über die Verkaufsorganisation hinaus, indem auch die Fertigung zusammengelegt wurde. So entstand eine der größten Tuchfabriken in Deutschland, die Braun und Rechberg gemeinsam leiteten.
1921-1933: In der Folge überstand man so gemeinsam die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Inflation von 1923 und der Weltwirtschaftskrise von 1929-1933.
1934/35: Die sozial engagierten Tuchfabrikanten Ludwig Braun und Fritz Rechberg ließen eine Arbeitersiedlung auf der Hohen Luft an der Wippershainer Straße erbauen.
1936: Ernennung Brauns zum ehrenamtlichen Beigeordneten der Stadt Hersfeld, heute Bad Hersfeld.
1937-1938: Wegen der Unvereinbarkeit der Kooperation von Braun und Rechberg mit dem „Führerprinzip“ wurde ihre Verkaufsgesellschaft in zwei Kommanditgesellschaften getrennt.
1945: Über die Geschicke des nun wieder eigenständigen Unternehmens im folgenden Zweiten Weltkrieg verfasste Ludwig Braun mit einem leitenden Angestellten die unveröffentlichten „Kriegserinnerungen der Firma Georg Braun K.G., Hersfeld, 1939-1945“, wobei ab 1943 auch die „Georg Braun KG“ Kapazitäten für die Luftwaffe bereitstellen musste.
1945-1948: Die Hersfelder Tuchfabrikanten Ludwig Braun und Burghardt Rechberg halfen in den Wirren der Nachkriegszeit vielfältig aus, indem sie etwa Quellenbohrungen zur Wasserversorgung durch die Lieferung von Tuchstoffen finanzierten.
Vater
Braun, Eduard, * 1843, † 1905, Tuchfabrikant, 1878 Kauf des Fabrikgeländes der „Assoziation“ vor dem Peterstor
Mutter
Sunkel, Eva* Johanna, * 1851, Tochter aus Hersfelder Tuchmacherfamilie, Heirat spätestens 1883, ab 1905 als Witwe Teilhaberin an der Firma ihres Sohnes

Verwandte:
Braun, Georg, Großvater väterlicherseits, * 1807, † 1884, 1840 namensgebender Gründer der Hersfelder Tuchfabrik „Georg Braun“, die später auch sein Enkel Ludwig leitete.
Braun, Georg Hermann, Onkel väterlicherseits, * 1831, † 1877, Hersfelder Wolltuchfabrikant
Braun, Friedrich, Onkel väterlicherseits, * 1837, † 1907, Hersfelder Wolltuchfabrikant, 1867 Übernahme der Tuchfabrik in der Hersfelder Antoniengasse von Johann August Braun aus dem Johannes-Zweig der Familie, die nun „Friedrich Braun“ hieß.
Braun, Georg Burghardt, Vetter, * 1858, † 1904, älterer Sohn des Georg Hermann Braun
Braun, Georg Friedrich, Vetter, * 1860, † 1923, jüngerer Sohn des Georg Hermann Braun, ab 1905 Teilhaber an der Tuchfabrik seines Vetters Ludwig Braun
Braun, Hermann, Verwandter, * 1883, † 1956, Sohn des Georg Burghardt Braun, ab 1920 Direktor einer Kammgarnspinnerei der Tuchfirma „Georg Braun“
Braun, Eduard, Sohn, * 1909, † 1989, Tuchfabrikant und Nachfolger des Vaters Braun, Hedi, Tochter, verheiratet mit Hans Joachim Kunold
Kunold, Hans Joachim, Schwiegersohn, * 1916, † 2004, Geschäftsführer der „Georg Braun KG“ und Förderer der Bad Hersfelder Festspiele
Weberei Adolph Wever

Adolph Wever, Gründer der Firma, * 28.02.1832 - † 24.12.1902
Der Begründer der Firma Ad. Wever, Adolph Wever, wurde am 28. Februar des Jahres 1832 als Sohn des Apothekers August Wever zu Burg an der Wupper geboren. Nach Absolvierung der Schule erlernte der junge Adolph Wever die Handweberei und sah sich zu seiner Ausbildung in anderen auswärtigen Betrieben um. Wever und Weber ist sprachgeschichtlich dasselbe Wort. So kehrte Adolph zu dem Handwerk zurück, das seiner Familie den Namen gegeben hatte. Nachdem er seine praktischen und theoretischen Studien abgeschlossen und in seinem Fach verhältnismäßig reiche Erfahrungen gesammelt hatte, machte er sich selbständig und gründete am 01. März des Jahres 1860 in Breitenbach am Herzberg eine kleine Handweberei. Dank seiner rastlosen Energie, Tatkraft und Zuversicht gelang es ihm bald, sich mit geringer Hilfe allmählich emporzuarbeiten und den Absatz, sowie die Leistungsfähigkeit der Weberei bedeutend zu erhöhen.
Weberei Wilhelm Wever
Wilhelm Wever, Inhaber der Firma ab 24. Dezember 1902
Da sich der Betrieb im Laufe der sechziger Jahre immer mehr entwickelte und die Ausdehnungsmöglichkeit hier in Breitenbach sehr beschränkt war, reifte im Jahre 1867 in ihm der Plan, seine Weberei zu verlegen und diese mechanisch zu betreiben. Dieser Gedanke wurde auch bereits im folgenden Jahre verwirklicht und im Jahre 1868 in Hersfeld (damals noch nicht Bad Hersfeld) eine kleine mechanische Weberei vorläufig in gemieteten Räumen (Rössingsmühle) geschaffen. Im Jahre 1872 wurde ein eigenes Gebäude an der Bahnhofstraße errichtet. Wegen der inzwischen entstandenen Bahnverbindung nach Hersfeld bot sich dieser Ort an, wo er nun zur maschinellen Fertigung seiner Produkte überging. Die ersten mechanischen Schaftwebstühle wurden aufgestellt. Die Produktpalette umfasste Inlett und Matratzendrell. Die Hoffnungen des unternehmungslustigen Mannes in Bezug auf die Weiterentwicklung des Betriebes wurden zwar nicht getäuscht, jedoch wurde Adolph Wever im Jahre 1874 leider kränklich, so dass er sich dem jungen Unternehmen nicht in dem Maße widmen konnte, wie es wohl erforderlich gewesen wäre. Die Folge davon war, dass sich die Weberei bis zum Jahre 1880 kaum vergrößerte. Nach dieser Zeit aber kam das Geschäft in eine neue Entwicklungsperiode, die im Jahre 1884 wieder größere Neubauten nötig machte. Ihnen folgten im Jahre 1893 nochmals erhebliche Vergrößerungen.
Ein Neubau für die Färberei, die damals einen bedeutenden Zweig der Firma ausmachte, wurde errichtet und weitere Anschaffungen der neuesten und modernsten Hilfsmaschinen wurden durchgeführt, so dass das Unternehmen als ein in jeder Beziehung bedeutendes und leistungsfähiges dastand.
Im folgenden Jahre, am 1. März 1910, beging die Firma Ad. Wever das seltene Fest des fünfzigjährigen Geschäftsjubiläums, welches von dem Inhaber der Firma und deren Angestellten feierlich begangen wurde. An diesem denkwürdigen Tage konnte die Firma mit Stolz auf die große Spanne Zeit eines halben Jahrhunderts zurückblicken, in welcher sich die Fabrik aus den denkbar kleinsten Anfängen zu einem damals modernen Großbetrieb entwickelt hatte. Die Firma, die an allen größeren Plätzen Deutschlands Vertreter unterhielt, beschäftigte damals eine große Anzahl von Beamten, Arbeitern und Arbeiterinnen, die schon zum Teil einige Jahrzehnte im Dienste der Fabrik standen. So hätte z. B. der Prokurist Wilhelm Stöve bereits seit 20 Jahren seine Kräfte in treuer, gewissenhafter Pflichterfüllung der Firma gewidmet, wie die Festschrift berichtet. Die Firma muss von den Menschen als eine staatsähnliche Einrichtung angesehen worden sein. So wurde ehrerbietig von den Besitzern, ja sogar vom Prokuristen, immer von Herrn Wilhelm Wever, dem Prokuristen Herrn Wilhelm Stöve u. s. w. gesprochen. Personen, die wir heute als Angestellte bezeichnen, wurden Beamte genannt.
Auf verschiedenen von der Fabrik beschickten Ausstellungen wurden deren Fabrikate mit den höchsten Auszeichnungen prämiiert, so z. B. in Amsterdam 1869 und in Cassel 1870. Seit dieser Zeit hat die Firma nicht mehr ausgestellt, teils aus mangel an Zeit, teils weil ihre Fabrikate sich ohne Prämiierung des besten Rufes erfreuen und sich überall durch ihre Güte schnell den Markt erobert haben, heißt es weiter in der Festschrift. Im Jahre 1909 wurden die ersten mechanischen Jacquardwebstühle aufgestellt. Anschließend folgten wechselhafte Jahre. Sie waren gezeichnet vom ersten Weltkrieg, der Weltwirtschaftskrise und dem zweiten Weltkkrieg. Wever meisterte alle diese Krisen. In der Fabrik wurden hauptsächlich folgende Stoffe hergestellt: Daunenköper, Bettbarchent in Satin und Köper, Matratzendrell in Satin und Drell und gepflegt als ganz besondere Spezialität Jacquarddrell in den damals modernen Mustern und Farbzusammenstellungen, ferner Markisendrell, Rouleaustoff, Scheuertücher und Matratzenschoner aus Holzstoff (Cellulose).
Im Jahre 1942 übernimmt Dr. Heinrich Hocke, der Schwiegersohn, die Unternehmensleitung. In den Jahren nach dem Krieg trifft er die Entscheidung, keine Stapelartikel mehr herzustellen. Man setzte ab jetzt auf modebetone und hochwertige Artikel im Möbelstoff- und Dekostoffbereich. In diese Zeit fiel auch der maschinelle Ausbau zu einer modernen Weberei. Im Jahre 1970 traten Dipl.Ing. Peter Krüger, der Schwiegersohn, und Dipl.-Des Ingrid Krüger, geb. Hocke in die Leitung der Firma ein. Peter Krüger führt im Jahre 1980 die Produktion von Automobilpolsterstoffen ein. Die technische Ausstattung von Wever wurde ständig weiterentwickelt und war immer auf dem neusten Stand. Dr. Hocke war weiterhin beratend im Unternehmen tätig.
Nicht jede Weberei hat ein eigenes Atelier. Wever hatte gleich drei Ateliers mit erfahrenen und erfolgreichen Designerinnen und Designern und den erfordelichen technischen Mitarbeitern - ein Team von 15 Fachleuten, aufgeteilt in die drei Sektionen Möbelstoffe, Dekostoffe und Automobilstoffe. Mit den Ateliers wurde eine schnelle Reaktion auf Käuferwünsche möglich. Der Wunsch des Kunden nach einer bestimmten Kreation wurde sehr schnell realisiert. Im äußersten und dringendsten Fall konnte man von heute auf morgen ein Muster entwerfen und als Stoffprobe produzieren. Vom ungefärbten Garn, das man von leistungsfähigen Vorlieferanten bezog, bis zum fertig ausgerüsteten Gewebe wurden alle Produktionsstufen im eigenen Hause durchgeführt.
Kernstück der Produktion war die Weberei, die mit 100 Webmaschinen modernster Bauart bestückt war. Die Schaft- und Jacquardtechnologie ermöglichte die Herstellung von Flachgeweben mit unbegrenzten Mustermöglichkeiten. Vom Garneingang bis zum Versand der Fertigware wurden in allen Produktionsstufen strenge Kontrollen durchgeführt. Diese Kontrollen wurden durch Prüfungen in einem speziell dafür eingerichteten Labor ergänzt. So konnte eine gleichbleibend hohe Qualtät garantiert werden. Die Firma Wever wurde damit den Kunden der Heimtextil- und Automobilindustrie gerecht, die von den Weverschen Stoffen Scheuerfestigkeit, Reißfestigkeit, Lichtechtheit und Dehnbarkeit erwarteten. Die Kontroll- und Prüfungsanweisungen wurden in einem umfassenden Qualitätssicherungshandbuch exakt festgelegt.
Möbelindustrie, Großhandel und Automobilhersteller - das waren die Partner von Wever. Ein gut funktionierender Vertriebsapparat und der Außendienst kannte die Märkte. Mit der Wiedervereinigung Deutschlands erlebte Bad Hersfeld einen starken Wandel. Die Stadt lag jetzt inmitten der großen Verkehrswege von Nord nach Süd und West nach Ost. In Bad Hersfeld und Umgebung siedelten sich alle großen Paketversender ihre Zentralen an. Wever lieferte ohne Umwege.
Möbelindustrie, Großhandel und Automobilhersteller - das waren die Partner von Wever. Ein gut funktionierender Vertriebsapparat und der Außendienst kannte die Märkte. Mit der Wiedervereinigung Deutschlands erlebte Bad Hersfeld einen starken Wandel. Die Stadt lag jetzt inmitten der großen Verkehrswege von Nord nach Süd und West nach Ost. In Bad Hersfeld und Umgebung siedelten sich alle großen Paketversender ihre Zentralen an. Wever lieferte ohne Umwege.
Die Produktion wurde am 31. August 2006 eingestellt. Auslöser dieser Entscheidung war eine weitere Umsatzkürzung durch den Großkunden VW, die trotz Kurzarbeit die Finanzierung des Unternehmens gefährdet hätte. Diese erhebliche Abhängigkeit von nur einem Großkunden und die Tatsache, dass trotz intensiver Gespräche über weitere Aufträge kurzfristig keine alternativen Kompensationsmöglichkeiten gefunden werden konnten, führten zur Einstellung aller Geschäftstätigkeiten. Die Heimtextilkollektion wurde von der Firma Müller-Zell in Weißdorf übernommen. Die Automobilstoffproduktion ging an die Firma Fezko in der Tschechischen Republik über.